Dekorationen hinter Glas lassen sich bereits in der minoischen und späthellenistischen
Kunst nachweisen. Ab dem 15. Jahrhundert widmet sich die Hinterglaskunst vor allem
religiösen Motiven, etwa an Hausaltären und auch an profanen Werken wie Wappenscheiben
für Schenkungen des Adels. Beliebte und berühmte Arbeiten finden sich bei
edlen Gefäßen, u.a. in einer Doppelwandschalentechnik. Neben der (vor allem religiösen)
Volkskunst, die wir im Raum Südböhmen und Ostbayern feststellen und für die
u.a. sog. Neukirchener Schule steht, hat die künstlerische Auseinandersetzung hinter
Glas eine Wiederbelebung und Aufwertung im Expressionismus erfahren. Zu nennen ist
die Künstlervereinigung „Blauer Reiter“ mit Wassily Kandinsky und Gabriele Münter.
Eine neue Richtung erhielt die Hinterglasmalerei in den 60er und 70er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts einerseits in Polen und im ehemaligen Jugoslawien mit der Naiven
Malerei (z.B. Ivan Generalic) und andererseits durch Erwin Pohl mit einer völlig anderen
Technik und anderen Mitteln. Erwin Pohl trägt z.B. Ruß und Kreide unmittelbar
auf das Glas auf und verleiht den Bildern durch Hinterlegung mit Spezialpapieren eine
faszinierende Brillanz. Gänzlich neu ist an den Arbeiten, dass er mit seiner Doppelscheibentechnik
sozusagen eine dritte Dimension in die Hinterglaskunst gebracht hat.
Plastische Wirkungen mit Glas erzielte Erwin Pohl bereits vorher mit hervorragenden
Sandstrahlarbeiten, wie etwa mit dem „Mondkrater“, der den Eingangsbereich des
Further Veranstaltungs- und Tagungszentrums ziert. Drei kleinere Sandstrahlarbeiten
sind im Verwaltungsgericht auf der Galerie vor dem Bibliothekssaal ausgestellt.
Im Vordergrund der Ausstellung steht die Auseinandersetzung mit der fernöstlichen
ZEN-Philosophie und ZEN-Malerei. Mit seinen „Zen-o-grammen“ bringt er meditative
Eingebungen in einem spontanen Akt auf das Glas. So wird Glas zur vergeistigten Materie.
Seit der Wende 1990 widmet er sich auch dem bayerisch-böhmischen Kulturaustausch.
Bereits bei den ersten „Bayerisch-Böhmischen Kulturtagen“ 1992 in Weiden gab es eine
gemeinsame Glasausstellung von Erwin Pohl (Hinterglaskunst) und Prof. Jiři Harcuba
(Glasgravur). 1994 fanden vor allem Ausstellungen im Schlossmuseum Murnau und im
Glasmuseum Rheinbach statt.
Viele Kinder hat er mit Geduld dazu angeleitet, in einem „spontanen schöpferischen
Akt“ Kunstwerke auf Glas zu schaffen. Die Weitergabe und Förderung dieser Fähigkeit
zur künstlerischen Betätigung war ihm immer ein großes Anliegen.
Seine Werke sind seit langem nicht nur in privatem, sondern auch in öffentlichem Besitz
(z.B. im Kunstforum Ostdeutsche Galerie in Regensburg, wo er sich 1987 an einer Gemeinschaftsausstellung
„Hommage an Regensburg“ beteiligt hatte).
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